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    Erstausstrahlung: Sonntag, 15. Oktober 2023, 6:05 Uhr
    (Wdh.11:05, 18:05)

    Peter J. Brenner: Idee und Wirklichkeit der deutschen Universität – Von Humboldt zu „Cancel Culture“

    • Die deutsche Universität ist schlechter als ihr Ruf. Fast zweihundert Jahre lang, von ihrer Neubegründung zu Beginn des 19. Jahrhunderts bis zum Ende des 20. Jahrhunderts, hat sie sich ein enormes Renommee erworben, das sie um die Jahrtausendwende innerhalb weniger Jahrzehnte verspielt hat.  

      Der globale Trend zur akademischen Massenbildung führte seit den 1960er Jahren zu einem umfangreichen Ausbau und zur organisatorischen Umgestaltung der Hochschulen. Damit wurde der Weg bereitet für die Transformation der Universität von einer Stätte autonomer Forschung und Lehre zum Ausführungsorgan gesellschaftspolitischer Wunschvorstellungen.

    Kommentare
    Xaver Huber
    Großer Dank an Professor Brenner für seinen Essay, das in seiner historischen Datenfülle als auch in der Beschreibung des akademischen Status quo schwerlich überbewerte t werden kann.
    Ein Dokument von nahezu zeithistorische r Qualität.

    Er nu wieder
    Teil 1

    <EM>„Ein Frauenstudium gab es erst ab 1900, zunächst im liberalen und frankreichnahen Großherzogtum Baden.“</EM>

    Das lese ich so, daß die relative Fortschrittlich keit in Baden auf die Nähe zu Frankreich zurückgeführt wird.

    Zwar ist mir das Klischee von den rückständigen, verstockten Deutschen, die historisch immer alles falsch gemacht haben und erst mühsam „lernen“ mußten, während der Fortschritt immer aus irgendeinem „lehrenden “, meist westlichen Ausland kam, geläufig.

    Aber insbesondere beim Thema Frauenrechte bin ich mir nicht so sicher, ob das für Frankreich so zutrifft.

    So wurde das Frauenwahlrecht in Deutschland 1918 eingeführt, in den USA 1920, in Schweden 1921, in Großbritannie n 1928 und in Frankreich erst 1944. (1946 bzw. 1948 folgten dann noch Belgien und Italien.)

    Generell finde ich die jüngeren Ansätze in der historischen Forschung äußerst spannend, die gängige „Wertung“ des deutschen Kaiserreichs, der Revolution von 1918/19 und der Weimarer Republik, nämlich alles durch die Brille eines Narrativs vom „deutschen Sonderweg“ und ewigem, rückwärtsgewandt en Außenseitert um zu sehen, wonach das Kaiserreich reaktionär, illiberal und undemokratisch war, die Novemberrevolut ion verfehlt und die Weimarer Republik „von Anfang an zum Scheitern verurteilt“ gewesen sei, während die Demokratie den Deutschen nach 1945 durch die Westalliierten „beigebrac ht“ werden mußte, also einen „Migration shintergrund“ habe, kritisch zu hinterfragen.

    ff.

    Er nu wieder
    Teil 3

    Tendenziell neigen die Deutschen dazu, die historischen fortschrittlich en Kräfte im eigenen Land geringzuschätzen, während sie die eigenen Ideale zu gern auf ein geradezu romantisch verklärtes westliches Ausland zu projizieren. Also eine etwas „binär-holzschnittarti ge“ Sichtweise. So als ob die (von den Briten heute zur populären Ikone aufgebaute) Emmeline Pankhurst das Frauenwahlrecht für Deutschland erkämpft hätte, während die autochthonen Frauenrechtleri nnen im Deutschland der Kaiserzeit keine Rolle gespielt hätten und heute geradezu vergessen sind.

    Heute dient die „Abwertung “ der Deutschen und ihrer Geschichte der Obrigkeit auch dazu, das kollektive Selbstwertgefühl des Souveräns kleinzuhalten, d.h. das Volk einzuschüchtern und untertänig zu halten, indem man suggeriert, es würde ohnehin immer politisch im Unrecht liegen und solle doch lieber auf die „wissenden “ Regierenden hören.

    Dabei zeigte doch jüngst die „Corona-Pandemie“, daß die Deutschen im internationalen Vergleich keineswegs so widerstandslos, freiheitsfeindl ich und unkritisch waren. In vielen anderen, insbesondere westlichen Ländern waren die „Lockdowns “ erheblich drakonischer, die „Impfquote “ höher und die Bevölkerungen gehorsamer und staatsfrommer, während Deutschland immerhin eines der Kernländer war, was die Infragestellung der Maßnahmen anging.

    ff.

    Er nu wieder
    Teil 4 und Ende:

    Generell würde ich es begrüßen, wenn der Kontrafunk auch auf dem Feld der „Geschicht spolitik“ und der zunehmend zivilreligiös-rituell begangenen „Erinnerun gskultur“ ein Korrektiv, einen Gegenpol zu den Narrativen der Mainstream-Medien bilden und dem gängigen „Deutschen -Bashing“ (einer Form von „Schwarzer Pädagogik“ übrigens) etwas entgegensetzen würde.
    Die Geschichts-Artikel in der Zeitung „Junge Freiheit“ könnten hier eine Inspiration sein – auch auf die Gefahr hin, dann wieder mal als „rechts“ geframet zu werden.

    Viele Grüße und weiter so mit den vielen interessanten Beiträgen!


    Er nu wieder
    Teil 2

    Verwiesen sei hier auf die Historikerinnen Hedwig Richter und Margaret Lavinia Anderson, im weiteren Sinne auch Robert Gerwarth, Herfried Münkler, Christopher Clark, Mark Jones, Lothar Höbelt, Jörg Friedrich oder Bruce Gilley und Michael Klonovsky. :-)

    In die Rolle der fortschrittsfei ndlichen „Reaktionäre“ waren das deutsche Kaiserreich und die Donaumonarchie erst durch die alliierte Kriegspropagand a im Ersten Weltkrieg gedrängt worden. Zuvor waren beide Länder gesellschaftlic h, kulturell und politisch durchaus auf der Höhe ihrer Zeit, z.B. im Hinblick auf das allgemeine Wahlrecht.
    (Abgesehen davon, daß es ohnehin – gelinde gesagt – problematisch ist, ganze Nationen monolithisch mit irgendwelchen Ideologien zu identifizieren, unter Mißachtung der gesellschaftlic hen Komplexität in allen mittel- und westeuropäischen Gesellschaften.)

    Zudem zeigt ein Blick auf die Vorgeschichte des Ersten Weltkriegs, daß sich weniger die Deutschen feindselig gegen „den Westen“ gestellt hatten („den Westen“ als solchen gab es vor 1914 ja kaum), sondern vielmehr Frankreich und Großbritannie n feindselig gegen den aufstrebenden deutschen Rivalen – im Verein mit dem russischen Zarenreich übrigens, das nun nicht gerade ein Lordsiegelbewah rer von Demokratie, gesellschaftlic hem Fortschritt, Rechtstaatlichk eit und „westliche n Werten“ war.

    ff.

    Eichwolf
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