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    Erstausstrahlung: Freitag, 30. Juni 2023, 20:05 Uhr
    (Wdh.23:05)

    Matussek!: Hölderlin

    • Diesmal beschäftigt sich Matussek mit dem großen Solitär der deutschen Dichtung, mit Friedrich Hölderlin. Und der Frage, was Pink Floyd und deren Gründer Syd Barret mit ihm zu tun haben. Beide waren schön und genial und glitten auf dem Höhepunkt ihres Schaffens für Jahrzehnte in die lange Nacht des Wahns. Und beiden riefen die zurückbleibenden Freunde und Zeitgenossen hinterher, „Shine on, you crazy diamond“. Dazu strategische Überlegungen mit Rüdiger Safranski, warum der Götterliebling Hölderlin zunächst von rechts (Heidegger, George) in den 20er-Jahren, dann aber von den Linken in den 70er-Jahren heftig zur Gallionsfigur gemacht werden konnte. Schließlich: Friedrich Hölderlin und Pink Floyds „Wish You Were Here“.

    Kommentare
    germainer
    Ich bin ungerecht und undankbar. Bei ca. Min. 30 habe ich ziemlich "genervt" das Handtuch
    geschmissen. Irgendwie bin ich wohl Opfer meiner eigenen Erwartungen geworden. Es ist
    dann aber doch so gekommen, wie ich schon vorher geargwöhnt hatte ... gut, ich will nicht
    ungerecht sein, Hölderlin kam auch vor, nicht einmal zu knapp - aber der Protagonist der
    Sendung war ... ein Feuilletonist. Um mich präziser auszudrücken: bei Hölderlin erwarte ich
    eigentlich eher das etwas fein "ziselierte" Nachspüren seiner Texte, und da vor allem dem
    nach der Form. Das ganze Tri und Tra, und wer mit wem, und wann und wo - da würden
    eigentlich ein paar wenige Federstriche genügen bzw. der Blick in eine Biographie. Aber der
    Herr Matussek ganz allein ist Herr seiner Sendung - sozusagen ihr Konzeptor. Das gilt es
    zu respektieren.

    PANTHEA.
    Der Ton aus seiner [Empedokles] Brust! in jeder Silbe
    klangen alle Melodien! und der
    Geist in seinem Wort! – zu seinen Füßen
    möcht ich sitzen, stundenlang, als seine Schülerin,
    sein Kind, in seinen Aether schaun, und
    zu ihm auf frohlocken, bis in seines Himmels
    Höhe sich mein Sinn verirrte.

    Es macht großen Spaß, diese vorgegebenen Zeilen zu "zerreißen", d.h. neue Zeilen zu
    schaffen, bei denen Betonung und/oder ein (vermeintlich?) größerer Sinn den Takt vorgeben.
    Das in etwa ist das, was ich gemeint habe.




    Frost
    Danke für die spannende Sendung!
    germainer
    <<<<<

    Panthea:
    Oh, daß du daran mich erinnerst! Es ist nicht lange, daß ich todeskrank daniederlag.
    Schon dämmerte der Tag vor mir, und um die Sonne wankte, wie ein seellos Schattenbild,
    die Welt. Da rief mein Vater, wenn er schon ein arger Feind des hohen Mannes ist, am
    hoffnungslosen Tage den Vertrauten der Natur; und als der Herrliche den Heiltrank mir
    gereicht, da schmolz in zauberischer Versöhnung mir mein kämpfend Leben ineinander
    und wie zurückgekehrt in süße, sinnenfreie Kindheit schlief ich wachend viele Tage fort
    und kaum bedurft' ich eines Atemzugs. Wie nun in frischer Luft mein Wesen sich zum
    ersten Male wieder der lang entbehrten Welt entfaltete, mein Auge sich in jugendlicher
    Neugier dem Tag erschloß, da stand Empedokles! o wie göttlich und wie gegenwärtig mir!
    Am Lächeln seiner Augen blühte mir das Leben wieder auf! Ach, wie ein Morgenwölkchen
    floß mein Herz dem hohen süßen Licht entgegen, und ich war der zarte Widerschein von
    ihm.

    germainer
    Panthea:
    Du mußt ihn jetzt sehn, jetzt! Man sagt, die Pflanzen merkten auf ihn, wo er wandre,
    und die Wasser der Erde strebten herauf, da wo sein Stab den Boden berühre, und
    wenn er bei den Gewittern in den Himmel blicke, teile die Wolke sich, und hervor
    schimmre der heitre Tag. – Das all mag wahr sein! Doch was sagt's? Du mußt ihn
    selbst sehen! einen Augenblick! und dann hinweg! ich meid' ihn selbst, ein furchtbar,
    allverwandelnd Wesen ist er.

    Delia:
    Wie lebt er denn mit anderen? Ich begreife nichts von diesem Manne. Sage, hat er,
    wie wir, auch seine leeren Tage, wo man sich alt und unbedeutend dünkt? Und gibt
    es auch ein menschlich Leid für ihn?

    Panthea:
    Ach! da ich ihn zum letzten Male dortIm Schatten seiner Bäume sah, da hatt' er wohl
    Sein eigen tiefes Leid – der Göttliche. Mit wunderbarem Sehnen, traurigforschen d,
    Wie wenn er viel verloren, blickt' er bald Zur Erd' hinab, bald durch die Dämmerung
    Des Hains hinauf, als wär' ins ferne Blau Das Leben ihm entflogen, und die Demut
    Des königlichen Angesichts ergriff Mein ringend Herz: – auch du mußt untergehn,
    Du schöner Stern – und lange währet's nicht mehr! Das ahnte mir.

    Delia:
    Hast Du mit ihm auch schon gesprochen, Panthea?

    >>>>>



    germainer
    Jean-Marie Straub und Danièle Huillet gehör(t)en mit zu den wohl eigenwilli gsten
    Cineasten überhaupt. Ihre Filme habe ich geradezu geliebt. "Aushalten" kann diese
    aber nur, wer bereit ist, so ziemlich alle Erwartungen, die gewöhnlich an einen Film
    herangetragen werden, abzulegen. Sie sind - auch - eine Konfrontation mit sich selbst.
    Der Lohn ist pure Schönheit.
    All das sind jetzt lediglich meine "gnadenlosen" Interpretatione n und die Vorrede zu
    einem Film dieses Paares, nämlich "Der Tod des Empedokles". Der kann im Netz in
    voller Länge gesehen werden [m.youtube.com/watchv=2LIBvXmX4w].
    Wer ausreichend viel Geduld mitbringt und Bereitschaft, kann sich dem "Tod" auch in
    einer Hörspielfass ung hingeben.



     



    Prager
    Danke für den Link zu dem Film. Ich habe schon einmal kurz reingeschaut und werde mich ausführlicher damit beschäftigen. So etwas ist nichts für Zwischendurch, sondern braucht Zeit und innere Bereitschaft…
    germainer
    Vollendung! Vollendung!
    Der Geister heiliges Ziel!
    Wann werd' ich siegestrunken
    Dich umfahen [sic!] und ewig ruhn?

    Prager
    Ich habe Ihnen gerne zugehört, Herr Matussek! Vor allem auch Ihre Ausführungen über die Romantik fand ich sehr erhellend. Die Überhöhung des Alltäglichen, wie Novalis die Idee der Romantik nach Ansicht von Safranski definiert, kann ich gut nachvollziehen. Gerne hätte ich dem Gespräch von Ihnen beiden im Original gelauscht. Vielleicht kommen Sie ja nochmals dazu, einen Gedankenaustaus ch mit Safranski zu führen und das Mikro dabei einzuschalten...
    Die Verbindung von Text (Hölderlin) und Musik (Syd Barrett/Pink Floyd) hätte gelungener nicht sein können.

    germainer
    Falls ich Sie nicht falsch verstanden habe:
    Die beiden Safranski-Sendungen können Sie nachhören:
    Matussek 9 und 10 vom 2. und 9.12.2022.
    "Sendung nachhören" und dann "Matussek!" klicken ... usw.

    Prager
    Vielen Dank für Ihren Hinweis! Die beiden Sendungen mit Safranski über Goethe habe ich gehört. Ich meinte das Gespräch über Hölderlin, das Matussek in Berlin mit ihm geführt hat. Auch wünsche ich mir einfach nochmals einen weiteren Gedankenaustaus ch zwischen den beiden.







    germainer
    Von dem Berliner Gespräch, werter Herr Prager, wußte ich bisher nichts -
    schön, daß Sie darauf aufmerksam gemacht haben. Leider haben meine
    Suchbemühungen noch zu keinem Ergebnis geführt.
    Ihren Wunsch, daß es zwischen diesen beiden zu weiteren Gedanken-
    austauschen kommt, kann ich nur teilen (wobei mir auch jeder andere
    "qualifizierte" Gesprächspartner lieb ist - Hauptsache R.S., für den meine
    Wertschätzung sehr groß ist).


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    • Matussek!: Mozart
      Erstausstrahlung: 22.09.2023 20:05 Uhr

      Hingerissen von dem Riff der fünften Sinfonie Ludwig van Beethovens widmet sich Matussek diesmal eine Stunde lang dem ersten Popstar unserer klassischen Musik – Wolfgang Amadeus Mozart. Er verfolgt staunend und bewundernd dessen Weg vom himmlischen Kindskopf zum Fürstenliebling, zum freien Unternehmer, vom himmelhochjauchzenden Genie zum todesbetrübten Melancholiker, ein Spieler des Lebens und der Musik, die, wenn sie auf Bahnhöfen erschallt, die Verbrechensrate dort sinken lässt… Seine zahlreichen Hits, von frühen Sonaten bis zur „Zauberflöte“, werden immerhin angespielt.

    • Matussek!: Bestes Gitarren-Riff der Rockgeschichte
      Erstausstrahlung: 15.09.2023 20:05 Uhr

      Noch immer sucht Matussek nach dem besten Riff der Rockgeschichte, Hörer haben Vorschläge, Mick Jagger liefert noch immer. Treffen mit Ronnie Wood beim Bäcker. Musikgaunerei an der Themse. Flüchten oder standhalten. Matusseks Abschiedsgrüße an den Sohn in Texas. Shellys Worte an Brian Jones und sein Aufruf zum Widerstand. Arnold Gehlen über die linke Hypermoral und Werfels prophetische Worte über die guten Deutschen zwischen Weltkrieg II und Weltkrieg III. Dazu Beethovens Riff der fünften Symphonie, Titel von Gary Moore, Led Zeppelin, AC/DC und anderen. 

    • Matussek!: Die Lust am öffentlichen Sittengericht
      Erstausstrahlung: 08.09.2023 20:05 Uhr

      Diesmal räsoniert Matussek mit Leonard Cohen über  Scheiterhaufen und Joan of Arc. Noch einmal Eva Herman. Kontaktschuld und Harald Schmidt. Über Meldestellen und Gestapo, Böhmermann, Heufer-Umlauf, Bosetti, über die HJ damals und heute. Die Wiederkehr des Faschismus als Antifaschismus. Mattias Desmets „Psychologie des Totalitarismus“, seine Theorie der Massenbildung und der verdiente Beifall durch Eric Clapton. Immer wieder Leonard Cohen: „Everybody knows the boat is leaking, everybody knows the captain lied.“

    • Matussek!: Matussek zurück aus Kanada
      Erstausstrahlung: 01.09.2023 20:05 Uhr

      Matussek ist zurück aus Kanada. Frisch und in Hochform und mit den Kanadiern Gordon Lightfoot, Leonard Cohen, Neil Young im Gepäck. Vor allem aber mit Eva Herman, mit der er, der „Aussortierte“ (so Klaas Umlauf, jawoll, da hatte Brecht recht „der Schoß ist fruchtbar noch“) lange Gespräche führte, also mit ihr, der „Aussortierten der ersten Stunde“, die nach Kanada ausgewandert ist, was jährlich 270.000 Deutsche tun. Wir hören rein in die Gespräche und besonders die berüchtigte Kerner-Sendung vom Oktober 2007, wo sie in aller Öffentlichkeit angebräunt und geächtet wurde. Anbräunung ist ja auch derzeit wieder schwer in Mode. Und wir hören rein in den Song, den Matussek mit dem Musiker Berndt Haensel für seinen Sohn Markus eingesungen hat, denn auch der wandert aus, nach Austin, Texas. Also: „My heart belongs to Texas.“ 

    • Sommerfestival - Matussek!: Rock-Apoll
      Erstausstrahlung: 25.08.2023 20:05 Uhr

      Best of „Matussek!“: Rock-Apoll

      Diesmal nimmt sich Matussek den Rock-Apoll Jim Morrison mit auf die Reise und das legendäre Doors-Album „Absolutely Live“. Er wischt die eklige Ferkelei der Deutschen beim ESC weg und diskutiert das Verhältnis des Einzelnen zur Masse. Wie kann Widerstand erfolgreich geleistet werden? Gustave Le Bons „Psychologie der Masse“ oder Jim Morrisons Poesie in „The Celebration of the Lizard“? Erinnerungen an den Aufstand in der DDR gegen die erloschenen Lügengreise. Graichens Abgang. Sowie ein Abschied von Sibylle Lewitscharoff, der großartigen Botengängerin zwischen Erde und Himmel samt einer wundervollen Mosebach-Anekdote.

    • Sommerfestival - Matussek!: Kleine und große Lügen
      Erstausstrahlung: 18.08.2023 20:05 Uhr

      Best of „Matussek!“: Kleine und große Lügen

      Diesmal denkt Matussek, laut wie immer, über das Lügen nach. Lohnt es sich, oder schießt sich der Lügner ins eigene Bein? Führt die Lüge gar zum Zerfall der Gesellschaft und in den Wahnsinn? Matussek nimmt sich prominente Zeugen mit auf sein Kolleg: den Heiligen Augustinus, Thomas von Aquin, Immanuel Kant. Und er fällt mit großer Lust über den fahlen Denunzianten Jan Böhmermann her, den Meister der Lüge, der diese in Ironie kleidet und sich wie die Schlange im Paradies nach getanem Zerstörungswerk aus dem Staub macht. Begleiten lässt er sich von den Beatles, von Mick Jaggers „Sympathy for the Devil“, von Fleetwood Mac, Eminem, Udo Jürgens und schließlich von Jim Morrisons „The End“, der Coppolas Meisterwerk über den Vietnamkrieg, „Apocalypse Now“, eröffnet, jenen Krieg, den die USA, na klar, für die Werte der freien Welt führten.