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    Sonntag, 10. März 2024, 6:05 Uhr
    Sonntag, 10. März 2024, 6:05 Uhr
    (Wdh.11:05, 18:05)

    Friedrich Pohlmann: Antisemitismus – seine Grundformen in Vergangenheit und Gegenwart

    • Zu Grundvoraussetzungen für eine Erkenntnis historischer und gegenwärtiger Grundformen des Antisemitismus gehören Distanz zu den Propagandaphrasen politischer Meinungskämpfe und ein Wissen um jüdisches Selbstverständnis in ihren jeweiligen zeitspezifischen Kontexten. Im Vortrag werden vier Grundformen unterschieden: Die traditionelle religiöse Judenfeindschaft, die auf das Konkurrenzverhältnis zwischen den drei Ausprägungen des Monotheismus verweist; zweitens der Antisemitismus des 19. Jahrhunderts, dessen wichtigste strukturelle Kontexte die rechtliche Emanzipation der Juden, die europäischen Nationalstaatsbildungen und die Entfaltung des modernen Kapitalismus waren; drittens der nationalsozialistische Antisemitismus, der nur vor dem Hintergrund der radikal neuartigen Zeitsituation nach dem Ersten Weltkrieg verstehbar wird; und die gegenwärtige Grundform – der antizionistisch-islamische Antisemitismus – , deren reale Voraussetzungen der Zionismus, die Gründung des Staates Israel, die israelisch-arabische Feindschaft und die Renaissance des Islam nach dem Kalten Krieg sind.

    Kommentare
    Er nu wieder
    Die Juden stehen und standen seit jeher allen Religionen und Ideologien im Wege, die einen universellen Allgemeingültigkeitsa nspruch erheben, im Kern kollektivistisc h sind und einem Gleichheitsgrun dsatz folgen. Mag das Ideal der Gleichheit und Gleichwertigkei t aller Menschen dem Wesen nach humanistisch begründet sein - so übt er doch einen Assimilationsdr uck auf alle Gruppen aus, die "etwas Besonderes" zu sein glauben und daher etwas Elitäres in sich tragen. So war und ist das Christentum durchaus missionarisch unterwegs und versucht, die gesamte Menschheit zum "einzig wahren Glauben" zu bekehren. Der Islam tritt in dieser Hinsicht einerseits zwar weitaus militanter und gewalttätiger auf. Andererseits gesteht er aber speziell Juden (und Christen!) einen Sonderstatus als Bürger zweiter Klasse und (latent schikanierte) Gläubige minderwertigen Status' zu. Jedenfalls ist er gegenüber Juden und Christen "tolerant" (nun ja...), während er andererseits gegenüber "Ungläubigen" (Atheisten, Ex-Muslime, Buddhisten, Hinduisten, Sikhs, Animisten...) umso extremer intolerant ist.

    Ähnliches gilt für die modernen säkularen Ideologien des Sozialismus. Im Kommunismus standen die Juden der fanatischen Forderung nach Gleichheit im Wege, im Nationalsoziali smus der "Volksgemeinscha ft". Sie wurden als "Fremdkörper" bekämpft.

    Ein ähnliches Ressentiment traf - wenn auch weit weniger dramatisch - den Adel. Überhaupt gibt es dort erstaunliche Parallelen:
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    Er nu wieder
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    Auch der Adel beanspruchte für sich, qua Abstammung "etwas Besonderes" zu sein. Zwar gab und gibt es auch immer wieder Vermischungen von Adel mit dem Bürgertum, von Juden und Nichtjuden, aber andererseits zeigen beide Gruppen eine gewisse Tendenz, "unter sich" zu bleiben.

    Beide - Juden und Adel - sind einerseits Teil der lokalen Gesellschaften, sind eber andererseits auch kosmopolitisch vernetzt. Beim europäischen Adel ist das am augenfälligsten bei der historischen Heiratspolitik: die europäischen Adelshäuser sind untereinander in vielfacher Hinsicht verwandt und verschwägert. Die Juden bildeten im alten Europa ähnliche Netzwerke über Ländergrenze n hinweg.

    Beide - Adel und Judentum - übten eine gewisse Vorbildfunktion für das "gemeine Volk" aus. Sie waren gebildet und polyglott und legten an sich selbst und ihr eigenes Verhalten strenge moralische Maßstäbe an, fühlten sich verantwortlich für das Wohl der Menschheit. "Adel verpflichtet".

    Das weckt natürlich immer wieder latent anti-elitäre Ressentiments bei allen Gleichheits-beseelten, unter prekären Verhältnissen lebenden Individuen, die nicht in ähnlichem Maße in einer - wie auch immer gearteten - "Solidargemeinsc haft" aufgefangen, in der Existenz gesichert und geborgen sind.

    Er nu wieder
    Was auffällt bei denjenigen, die ständig Antisemitismus in einen Topf werfen mit Islamophobie, Antiziganismus, Türkenfeindl ichkeit, Polenfeindlichk eit etc.:
    Dann müßte selbstverständlich auch das Thema Deutschenfeindl ichkeit / Antigermanismus thematisiert werden.
    Und zwar sowohl gegenwärtig auf den Schulhöfen der sog. "Brennpunktschul en", als auch historisch bei den 68ern, der Kriegspropagand a während der beiden Weltkriege und den Deutschenverfol gungen in Ostmitteleuropa , deren Wurzeln auch schon lange vor 1933 bzw. 1939 belegbar sind. Ferner auch bei den James-Bond-Filmen und so manchen Hitchcock-Filmen, deren "Bösewichte" stets Deutsche waren, bei den Ausfällen gegen Joseph Ratzinger, als er zum Papst gewählt wurde, oder allgemein bei der abschätzigen Verwendung des Adjektivs "deutsch".
    Dieses Thema kommt jedoch nicht vor. Es ist geradezu tabuisiert.
    Einerseits wohl, da der zu melkende und einzuschüchternde Bevölkerungste il sich gefälligst als Täter zu fühlen hat und nicht als Opfer, und andererseits, da den Deutschen eine ethnische Identität ganz allgemein und generell abgesprochen werden soll. Diese ist aber z.B. durch die Existenz der Sudetendeutsche n, Wolgadeutschen, Siebenbürger Sachsen, Deutschbalten, Brasiliendeutsc hen, Deutsch-Amerikaner oder deutschstämmigen Argentiniern einwandfrei belegbar. Und gegen solche Evidenz hilft dann nur noch ein Tabu.

    Er nu wieder
    Jedenfalls fällt der Kontrast auf zwischen der hohen "Raffinesse" einerseits, mit der überall "Antisemitismus" gerochen wird (meist noch abenteuerlich um mehrere Ecken argumentiert und begleitet von Unterstellungen und Verdrehungen), und andererseits der Ignoranz, mit der offenkundiges antideutsches Ressentiment ausgeblendet wird.

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