Philosophieren #6: „Verlieren“
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In der Folge sechs von „Philosophieren“ im Kontrafunk, dem kulturellen Fundbüro unserer Zeit, widmen sich Matthias Burchardt und Alexander Christ dem Verlieren, und zwar im Sinne des Abhandenkommens. Was geschieht mit uns, wenn uns etwas oder jemand abhandenkommt? Wir sprechen über Verlustängste und den Wunsch nach Vollständigkeit. Und über die Gefahr, sich selbst zu verlieren. Mit welchen Strategien wirken Menschen dem Verlieren und dem Verlust entgegen? Helfen allein das Suchen und das Ersetzen, oder müssen wir mitunter unter Trauer aufgeben und loslassen, was unwiederbringlich verloren gegangen ist? Verluste spielen sich häufig im Kleinen ab, sie widerfahren uns aber auch in einem weiteren Kontext: in den vergangenen drei Jahren haben wir Elementares verloren, wichtige und unveräußerliche Grund- und Menschenrechte, und damit auch die Leichtigkeit der scheinbar nicht zu beeinträchtigenden individuellen Freiheit.
Wie ist damit umzugehen, besteht gerade hier eine Aussicht, Verlorenes wiederzuerlangen? Am Ende scheint eine Hoffnung auf: ein Verlust eröffnet immer auch neue, bisher besetzt scheinende oder unbekannte Räume. Darin liegt letztlich ein Trost für alles Verlorene.
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Philosophieren #44: „Handeln“
Erstausstrahlung: 04.12.2023 20:05 Uhr
„Weil jeder Mensch auf Grund des Geborenseins ein initium, ein Anfang und Neuankömmling in der Welt ist, können Menschen Initiative ergreifen, Anfänger werden und Neues in Bewegung setzen“, schreibt Hannah Arendt in einem ihrer bedeutendsten Werke, der „Vita activa oder Vom tätigen Leben“. Matthias Burchardt und Alexander Christ zeichnen in dieser Folge von Philosophieren im Kontrafunk die Grundzüge der „Vita activa“ nach und diskutieren darüber, inwiefern das „Handeln“ die besondere Fähigkeit hat, Beziehungen zu stiften.
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Philosophieren #43: „Überwachen“
Erstausstrahlung: 27.11.2023 20:05 Uhr
Überwachung verspricht Sicherheit durch Kontrolle und etabliert Formen der Machtausübung und -sicherung. Mit dem Theoriearsenal von Michel Foucault untersuchen Alexander Christ und Matthias Burchardt das Phänomen der allgegenwärtigen Blicke, mit denen der große Bruder gesellschaftliche Verhältnisse schafft. Dabei zeigt sich, dass es aktuell durchaus eine Gnade sein kann, ununterscheidbar zu sein.
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Philosophieren #42: „Trinken“
Erstausstrahlung: 20.11.2023 20:05 Uhr
In der Folge 42 von „Philosophieren“ im Kontrafunk, dem Ort der gepflegten Trunkenheit vor Glück, sprechen Matthias Burchardt und Alexander Christ über das Trinken in all seinen Formen. Wir frönen dem Alkohol und erhoffen uns, dass im Wein die Wahrheit zu finden sei, aber wir zelebrieren auch die Teezubereitung und saufen am Ende Wasser, um nicht zu verdursten.
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Philosophieren #41: „Spielen“
Erstausstrahlung: 13.11.2023 20:05 Uhr
Das Spiel hat keinen guten Ruf. Es gehört scheinbar in die Kindheit oder gilt als müßige Zerstreuung in der Freizeit. Alexander Christ und Matthias Burchardt nehmen einen Gedanken Friedrich Schillers auf, der besagt, der Mensch sei nur dort ganz Mensch, wo er spiele. In dieser Perspektive gewinnt das Spiel eine tiefere Bedeutung. Dadurch wird auch nachvollziehbar, warum die Politik sich seiner so gern bemächtigt.
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Philosophieren #40: „Definieren“
Erstausstrahlung: 06.11.2023 20:05 Uhr
Alexander Christ und Matthias Burchardt diskutieren diesmal über Sinn und Unsinn von Definitionen. Dienen sie der Erkenntnis und der Verständigung, oder schaden sie eher? Welche Rolle spielt der „Marsch durch die Definitionen“ (J. Kraus)? Wer darf sich zu den Definitionshoheiten zählen? Nebenbei wird auch definiert, wer die Kinder vom Bofrost-Mann sind.
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Philosophieren #39: „Trauern“
Erstausstrahlung: 30.10.2023 20:05 Uhr
In der Folge 39 von „Philosophieren“ im Kontrafunk, dem Ort, an dem manchmal auch Ratlosigkeit erlaubt ist, sprechen Matthias Burchardt und Alexander Christ dieses Mal aus Anlass des Todes von Gunnar Kaiser über das Trauern allgemein und über die ganz persönliche Trauer, die die beiden mit dem Verstorbenen verbindet.
Verlust ist eine wesentliche Eigenschaft des Lebens; wenn sie fehlt ist es kein Leben. Das Verlust-EMPFINDEN ist Folge einer Beziehung und steht in Relation zu ihr.
Das Verstörende an der Präsenz von Menschen in unserem Leben, die bereits verstorben sind, ist, das wir darin spüren, wie sehr wir Beziehungswesen sind: die (Art der) Beziehung IN UNS SELBST ist wesentlicher als das verlorene Gegenüber, das ich nie mehr in den Arm nehmen oder anschreien kann, das mir aber immer noch ein DU ist.
Verstörend, weil wir dabei in einer Weise Einsamkeit erfahren, vor der wir gern ganz schnell in die vermeintliche Sicherheit zu den materiellen Dingen flüchten.
Nur im letzten Lied lassen Sie einen der beiden Verluste „l/Laut“ werden, die einem Menschen jegliches Welt- und Selbstvertrauen nehmen können: den Verlust des Kindes (ihn habe ich nicht erlitten, sondern den anderen) und den Verlust des Geliebten, des amîs unde man, des Lebensmenschen, den er als seinen Tod und (in unserem Falle) ich auch als unseren in vergleichsweise jungen Jahren erlitt (und als er starb, war mein Vater bereits 10 Jahre tot; ich maße mir also eine vergleichende Einschätzung an).
Über beide ‚Verlustty pen‘ verlieren Sie kein Wort.
Stattdessen ergehen Sie sich, wenn Sie über den Verlust von „geliebten Menschen“ sprechen, in den handelsüblichen Aufhübschungspa rolen à la „Trost durch Beisichtragen“ und „Identitätsstärkung“.
Schade. Aber völlig normal bei Menschen, die bislang nur alters- sowie in den letzten 3 Jahren gesellschaftsen twicklungsgemäße Verluste erlitten.
Letztere sind mir übrigens ein größeres Grauen als der Tod meines Lebensmenschen, und nie hätte ich für möglich gehalten, dass es für mich ein größeres Grauen gibt.
Seither bin ich auf der Straße, auch für den menschenwürdigen Tod, den wir am Ende im Arm hielten.
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