Montag, 26. Februar 2024, 20:05 Uhr
Montag, 26. Februar 2024, 20:05 Uhr
(Wdh.23:05)
Philosophieren #56: „Gärtnern“
mit Alexander Christ und Matthias Burchardt
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Was zeigt sich von unserem Verhältnis zur Natur, wenn wir im Garten arbeiten? Worin besteht der Sinn eines Ziergartens und die Funktion eines Nutzgartens? Welche Weisheit beseelt den Gärtner, und was geht verloren, wenn aus dem „Kindergarten“ eine „Tagesstätte“ wird? Sie sind wie immer herzlich eingeladen, zuzuhören und mitzudenken.
Für meine Kinder war der 'Garten' (in den ersten Jahren auch nur Grünfläche ums Haus) der Ort der Begegnung mit Tieren: ihre ersten 'Haustiere' waren Kellerasseln und Schnecken. Später als wir den Garten hatten, wohnten da viele Jahre lang ihre Kaninchen und einmal haben wir versucht einen Mini-Teich für Kaulquappen anzulegen. Die Kaulquappen wuchsen heran, die kleinen Fröschlein verschwanden spurlos quasi über Nacht bevor wir sie wieder auswildern konnten - ob sie selbst 'ausgewandert' sind oder gefressen wurden, haben wir nicht herausgefunden.
Beschirmt von Mauer und Gesträuch ein Garten
So weise angelegt mit monatlichen Blumen
Dass er vom März bis zum Oktober blüht.
Hier in der Früh, nicht allzu häufig, sitz ich
Und wünsche mir, auch ich mög allezeit
In den verschiednen Wettern, guten, schlechten
Dies oder jenes Angenehme zeigen.
Das ist eines der ganz wenigen wirklich schönen Gedichte, die Brecht geschrieben hat. Sie haben gar nicht Ciceros De senectute erwähnt, worin er das Gärtnern als beste Beschäftigung im Alter bezeichnet. "Der Garten des Menschlichen" ist der Titel eines schönen Buches von Carl Friedrich von Weizsäcker! Das Wort Paradies kommt aus dem Awestischen, einer indoeuropäischen Sprache: "pairi" (umgeben von) ist verwandt mit dem griechischen "peri", dem wir in Periferie begegnen, "daiza" bedeutet Mauer, Zaun, Wand. Das Wort "Garten" ist verwandt mit dem slawischen "graditi" (bauen), das in den Städtenamen als -grad auftaucht. Im englischen wird daraus nicht nur garden, sondern auch yard und sogar guard.... Ja sogar gürten und Gerte gehören zu dieser Verwandtschaft. Und natürlich hortus. Der Garten ist eine Art Pufferzone zwischen Natur und Kultur. Ratzingers erste Worte, nach seiner Wahl zum Papst: er sei nur ein demütiger Arbeiter im Weingarten des Herrn.
Die 'Gärten' meiner Kindheit waren die Kieshügel meiner Heimatstadt auf denen sich Brombeeren oder Holunder, Scharfgarbe und Hirtentäschel sammeln ließen, später (als wir über ein Auto verfügten) auch der etwas weiter entfernte Wald, in dem es auch Himbeeren gab. Denn die Grünflächen zwischen den Wohnblöcken zu betreten war damals noch verboten und wir Kinder mussten 'Wachen' aufstellen, die vor dem Auftauchen des Hausmeisters warnten.
Bis heute habe ich ein immer innigeres Verhältnis zu Pflanzen gewonnen - vor allem zu denen, die nähren oder heilen und es gibt immer wieder Neues zu lernen, auch wenn man über keinen eigenen Garten verfügt.
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