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    (Wdh.02:05, 06:05, 07:05, 09:05, 12:05, 13:05)

    Kontrafunk aktuell vom 24. November 2025

    Stefan Millius im Gespräch mit Alexander Rahr, Peter Haisenko und Axel Göhring – Kontrafunk-Kommentar: Markus Vahlefeld

    Nach dem Genfer Treffen zu Donald Trumps Plan für die Ukraine herrscht Hoffnung auf baldigen Frieden. Die Erfolgsaussichten beurteilt der Osteuropahistoriker Alexander Rahr. Ein Ausbau der deutschen Bundeswehr könnte zur Verletzung des Zwei-plus-vier-Vertrages von 1990 führen. Der Publizist Peter Haisenko analysiert mögliche Folgen. Axel Göhring vom Europäischen Institut für Klima und Energie bewertet die verzerrte Berichterstattung über eine aktuelle Klimastudie. Und Markus Vahlefeld kommentiert die Aufregung um die Holocaustäußerung von AfD-Politiker Ulrich Siegmund.

    Alexander Rahr: Frieden in der Ukraine an Weihnachten?

    Peter Haisenko: Deutschlands Problem mit dem Zwei-plus-vier-Vertrag

    Axel Göhring: Verzerrte Studien heizen die Klimadebatte auf

    Markus Vahlefeld: Siegmund und sein Holocausturteil

    Mit großer Wahrscheinlichkeit wird es kein Nachrichtenmagazin je gegeben haben, das so oft mit Hitler und den Nazis auf seinen Titelseiten für Aufmerksamkeit sorgte wie das linke Wochenmagazin „Der Spiegel“. Nazis verkaufen sich gut in Deutschland, und wenn alle Nazibilder bekannt, alle Nazis tot sind, dann muss man halt neue Nazis erfinden. Diesem Diktat folgen die deutschen Leitmedien nun, seitdem es die AfD gibt. Die Lüge von einer „Wannseekonferenz 2.0“ konnte ja nur deswegen Tausende auf die Straßen bringen, weil der Wunsch nach Nazis so ungebrochen ist, und man Befriedigung dann auch in der Lüge findet. Dieses Phänomen ist ganz und gar nicht neu, und hat bereits auch die CDU öfter schon heimgesucht. Der wohl bekannteste Fall betraf den damaligen Bundestagspräsidenten Philipp Jenninger und seine als Jenninger-Rede in die Geschichtsbücher eingegangene Ansprache vor dem Deutschen Bundestag 1988. Eine Grüne hatte bereits vor der Rede angekündigt, einen Eklat auszulösen, also ganz unabhängig davon, was Philipp Jenninger nun sagen würde. Sie tat es, andere folgten ihr, und die Leitmedien hatten endlich ihren Naziskandal. Philipp Jenninger musste zurücktreten. Was verstörend wirkt, ist der Umstand, dass der spätere Vorsitzende des Zentralrates der Juden in Deutschland, Ignatz Bubis, Jenningers Rede fast im Wortlaut ein Jahr später genauso nochmals hielt – und keiner merkte es.
     
    Kampagnen haben mit Tatsachen viel weniger zu tun als mit dem Willen der Kampagnenmacher und einem tief sitzenden Wunsch der Medienkonsumenten, den sie zu befriedigen meinen. Nun soll es Ulrich Siegmund treffen, den AfD-Spitzenkandidaten in Sachsen-Anhalt. Er ist beliebt, und seine Partei steht in Umfragen bei fast 40 Prozent. Um dem abzuhelfen, versucht in einem Podcast aus dem Hause Springer der Fragesteller Ulrich Siegmund mit allerlei leeren Worthülsen zu konfrontieren, zu denen er, also Siegmund, sich nun zu verhalten habe. Es ist Schmierlappen-Journalismus in Hochform. Natürlich geht es in dem Verhör um Remigration und um „alles für Deutschland“, also die beliebtesten Worthülsen, mit denen Journalisten um sich schmeißen können, damit es aussieht wie Dreck. Auf die schließlich mit Tremolo und als Höhepunkt gestellte Frage, ob der Holocaust für Siegmund das schlimmste Verbrechen der Menschheit sei, erwidert Siegmund (ich zitiere jetzt): „Das maße ich mir nicht an zu bewerten, weil ich die gesamte Menschheit nicht aufarbeiten kann und man aus allen Verbrechen dieser Menschheit lernen muss, genauso aus diesem, wie aus vielen anderen auch. Und gerade in aktueller politischer Lage wäre es auch mal gut, wenn wir daraus lernen würden und das auch mal umsetzen und nicht immer nur erzählen würden.“

    Eine Antwort also, die die Hohlheit dieser Worthülsen an den Fragesteller zurückreicht und sich weigert, über das Stöckchen zu springen, das ihm die Herrenmenschen aus den Redaktionsstuben so gerne zwischen die Beine werfen würden. Und eine Antwort, die ich durchaus für differenziert, maßvoll und eindeutig genug formuliert halte. Trotzdem: In Deutschland muss die Vernichtung der europäischen Juden als das schlimmste aller Menschheitsverbrechen wie eine Monstranz vor sich hergetragen werden. Es ist diese Verpflichtung zum Sündenstolz, die dann zu bizarren Äußerungen führt wie der des Historikers Eberhard Jäckel, der bei der Feier zum fünfjährigen Bestehen des Holocaustmahnmals in Berlin meinte sagen zu müssen: „Es gibt Länder, die uns um dieses Mahnmal beneiden.“

    Kurzum: Das Wichtigste ist, dass wir in allem die Besten sind und uns die Welt darum beneidet. Genau diese Sicht, dass wir Deutschen uns unseren Holocaust nicht nehmen lassen und schon gar nicht von mehr als fünfzig Millionen toten Chinesen unter Mao Zedong oder von bis zu zwanzig Millionen Toten während der Säuberungswellen Stalins, diese Sicht ist nicht verhandelbar. Sie ist das waltende deutsche Tabu und das wichtigste politische Glaubensbekenntnis der autochthonen Deutschen, damit die herrschende politische Klasse über sie schalten und walten kann, wie sie will. Genau deswegen funktionieren diese Schmierenkampagnen so gut. Mit politischem Maß und historischer Wahrheit hat das alles nichts zu tun.