Kontrafunk aktuell vom 21. November 2023
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Vor gut einem halben Jahr wurden die letzten deutschen Atommeiler vom Netz genommen; die von der Politik erhoffte Energiewende funktioniert seitdem jedoch nur mit einem Taschenspielertrick. Über das politische Hütchenspiel um die Energiesicherheit spricht Marcel Joppa mit dem Analysten Rüdiger Stobbe. In Argentinien hat am Wochenende ein Machtwechsel stattgefunden, neuer Präsident ist der Ultraliberale Javier Milei. Was man von Argentinien auf der Weltbühne künftig erwarten kann, erklärt unser Südamerika-Korrespondent Alex Baur. Wiederstand formiert sich derweil in der Schweiz gegen eine Macht, die politische Mitbestimmung schlimmstenfalls ganz außen vor lassen möchte: Es geht um die Weltgesundheitsorganisation WHO. Die Eidgenössisch-Demokratische Union will heute eine Petition einreichen, deren Name für Aufsehen sorgt: „Nein zur WHO-Diktatur“. Darüber sprechen wir mit dem Politologen und EDU-Politiker Samuel Kullmann. In einem Kommentar von Uwe Jochum geht es schließlich um die Selbstbestimmung über Leib und Leben und wie diese von der Politik ausgelegt wird.
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Kontrafunk im Gespräch mit Rüdiger Stobbe
Deutschland sechs Monate ohne Kernkraft
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Kontrafunk im Gespräch mit Alex Baur
Javier Milei – Argentiniens neuer Präsident
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Kontrafunk aktuell im Gespräch mit Samuel Kullmann
EDU (Schweiz): Petition "Nein zur WHO-Diktatur"
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Kontrafunk-Kommentar von Uwe Jochum
Leib und Leben
Am Montag, den 13. November 2023 starb in Großbritannien Indi Gregory, ein acht Monate altes kleines Mädchen, das an einer unheilbaren Krankheit litt. Es starb, nachdem die Ärzte eine Weiterbehandlung abgelehnt und eine Klage der Eltern auf Weiterbehandlung unter Zuhilfenahme von künstlicher Beatmung und Ernährung vom zuständigen Gericht abgelehnt worden war. Abgelehnt hatte das Gericht auch die Verlegung des Kindes nach Italien, wo eine Klinik zur Weiterbehandlung bereit gewesen wäre. Und abgelehnt hatte das Gericht schließlich die Verlegung des Kindes nach Hause, damit es dort im Kreise seiner Familie sterben könne. Beide Verlegungen, so entnehmen wir den Pressemeldungen, galten als „zu gefährlich". Nicht gefährlich scheint hingegen in den Augen des Gerichts die Verlegung des Babys in ein Hospiz gewesen zu sein, wo Indi Gregory starb.
Am Freitag derselben Woche, am 17. November 2023, diskutierte der deutsche Bundestag in erster Lesung das sogenannte »Selbstbestimmungsgesetz«, das es jedermann und jedermann künftig gestatten soll, selbst darüber zu bestimmen, ob er oder sie sich für einen Mann oder eine Frau hält. Dieses Selbstfürwahrhalten soll die betreffende Person sowohl in ihrem sozialen Umfeld als auch gegenüber Ämtern und sonstigen staatlichen Einrichtungen juristisch durchsetzen können.
Nun werden Sie sich natürlich fragen, was diese beiden Ereignisse miteinander gemein haben, außer daß sie in dieselbe Kalenderwoche fallen. Die Antwort auf Ihre Frage lautet: Beide Ereignisse sind der jüngste Ausdruck einer Selbstermächtigung des Menschen, der sich mit seinem Eigenurteil zum Herrn der Schöpfung macht; und im Extremfall heißt das, daß er sich zum Herrn über Leben und Tod aufwirft. Dabei getraut er sich ohne alle Ironie, aber mit aller menschengemachten Selbstüberschätzung, die Rolle des Schöpfers zu übernehmen und also durch Sprachhandeln zu sagen, wer oder was ein Mensch ist: ob er ein Mann oder eine Frau ist, ob sein Leben lebenswert oder lebensunwert ist. Es genügt also, daß eine Person namens Ganserer öffentlich sagt, sie sei eine Frau, und dann sollen wir denken, sie sei es auch wirklich; es genügt aber ebenso, daß ein britisches Gericht sagt, daß ein acht Monate altes Baby kein lebenswertes Leben führen kann, und schon werden wir und die Eltern gezwungen, dem Gerichtsurteil zu folgen und ohnmächtig mitanzusehen, wie das Baby vom Leben zum Tod befördert wird.
In beiden Fällen greifen wir als Menschen in die leibgebundenen Lebensprozesse ein und erklären diese für falsch, um sie nach unseren eigenen Vorstellungen zu modeln. Im Falle von Indi Gregory hieß das, daß ein Leben nur dann lebenswert sein könne, wenn es nicht so krank sei, daß sein baldiges Ende unter Schmerzen erwartet werden müsse. Und im Falle der Person Ganserer heißt das, daß ihr Leben nur dann lebenswert sein soll, wenn sie jederzeit den durch ihre Zeugung verliehenen leiblichen Entwicklungspfad als Mann oder als Frau verlassen könne, um über ihren Leib hinweg ein anderes Leben zu führen.
Um zu erkennen, daß beides falsch ist, das britische Gerichtsurteil und das deutsche Selbstbestimmungsgesetz, und daß beides aus demselben Grund falsch ist, das zu erkennen braucht es keinen Philosophen. Es genügt, daß wir uns bewußt werden, daß das, was wir als Menschen sind, sich in unserem Leib manifestiert. Mit unserem Leib kommen wir auf die Welt, und wenn der Leib eines Tages verbraucht sein wird, werden wir die Welt wieder verlassen. Dazwischen liegt unser Leben, in dem wir, wenn es gut geht, die Keime ausbilden, die in uns angelegt sind, unsere Emotionen und Willenskräfte und zuletzt unseren Geist, mit dessen Hilfe wir Aufschluß über uns und unsere Welt erlangen. Aber was auch immer wir denken, was auch immer wir wollen und fühlen, wir denken, wollen und fühlen es als leibgebundene Lebewesen, die in ihrem und mit ihrem Leib unsere Welt gestalten.
Was geschieht, wenn wir die Dimension des Leibes negieren, wissen wir seit der vergangenen Woche. Dann geben wir das Lebensrecht der Menschen auf, das in ihrem Leib gründet und einer Entwicklungsrichtung folgt, die sich niemand von uns ausgesucht hat, der aber jeder von uns verpflichtet ist, wenn sein Leben denn ein gelingendes Leben sein soll. Seit der vergangenen Woche wissen wir, daß es falsch ist, wenn andere Menschen sagen und bestimmen wollen, wer wir in unserem Leib sind oder zu sein haben; aber seit der vergangenen Woche wissen wir ebenso, daß es falsch ist, wenn wir alleine auf der Basis eines Selbstgefühls oder einer Selbstwahrnehmung sagen und bestimmen wollen, was es mit uns und unserem Leib auf sich hat. Richtig ist vielmehr, daß es unser Leib ist, der uns und den anderen sagt, wer wir sind. Und zu diesem Sagen, wer wir sind, gehört auch die Fähigkeit einer realistischen und nicht-illusionären Selbsteinschätzung, die sich aus der Auseinandersetzung mit den Fremdeinschätzungen ergibt. Das nennt man Erwachsen- und Mündigwerden. Seit der vergangenen Woche wissen wir, daß das Unmündigbleiben in Deutschland Gesetz werden soll; und seit der vergangenen Woche wissen wir, daß das Nichtmenrschwerdendürfen in Großbritannien bereits Gesetz ist.
Wer sagt den Selbstbestimmern und Fremdbestimmern dieser Welt, daß sie auf einem gefährlichen Grad gehen? Dem Grad, auf dem die absolute Selbstbestimmung jederzeit in eine absolute Fremdbestimmung umschlagen kann. Sie schlägt um, sobald man sich anschickt, den Leib als unmittelbaren Ausdruck der Person zu mißachten.
Was und wer löst es aus? Wie geht Mensch damit um? Analysewoche 46.
Mit dem KF aktuell ist das ganz allgemein so eine Sache. Mir wird nicht selten schon allein
deshalb die gute Laune genommen, weil zum einen - wie so oft - Gespräche zuerst eine
ellenlange Einleitung verpaßt bekommen, so daß einem angst und bange um die verbleibende
Redezeit des Gastes werden muß, und zum anderen zu aller verschwenderisc hen Fülle am
Ende des Beitrags dem dementen Lauscher dann auch noch einmal in Erinnerung gerufen
wird, was ihm da gerade so alles präsentiert worden ist. Das Ganze gipfelt schließlich in dem
Schlußsatz: "darüber sprachen wir mit ...", der nicht nur Standard ist, sondern auch als ein
Sahnehäubchen und als "Amen" verstanden werden kann.
Also, so richtig ernst genommen fühle ich mich mit sowas nicht. Aber vielleicht will der Funk
auch mehr Schul- denn Kontra- sein.
Schönen Dank für das Interview mit Rüdiger Stobbe. Aber warum nur lassen auch Sie ihm unwidersprochen das Märchen vom schädlichen CO₂ durchgehen? Überspitzt gesagt: Da kann ich auch die Lügenschleud er Deutschlandfunk einschalten.
Die These, CO₂ sei schädlich, ist zumindest so umstritten, dass man als Journalist das zumindest anschneiden muss in solch einem Gespräch. Den Hörern zuliebe.
Im Übrigen möchte ich betonen, dass ein "Kontrafunk" nicht grundsätzlich Kontra-Meinungen vertreten muss. Auch ein Deutschlandfunk verbreitet korrekte Nachrichten, Nachrichten, über die man diskutieren kann und echtes Framing mit Lügencharakt er. Kontrafunk bildet einen relevanten Gegenpol, hat aber weder die Wahrheit gepachtet noch die Weisheit mit Löffeln gegessen. Der Sender ist ein wichtiger Teil einer pluralistischen Gesellschaft.
Rüdiger Stobbe www.mediagnose.de www.fakten-energiewende.de
Ceterum censeo: Wenn Kontrafunk kein Kontra gibt, ist es obsolet.
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