Kontrafunk aktuell vom 8. Januar 2024
-
Wozu noch Bildung? Und: Darf der Staat in die frühkindliche Sexualerziehung eingreifen? Über diese und andere Grundsatzfragen spricht Andreas Peter mit dem österreichischen Erziehungswissenschaftler und Lehrer Dr. Erwin Rigo. Der frühere stellvertretende nordrhein-westfälische FDP-Landtagspräsident Gerhard Papke ordnet für uns das Dreikönigstreffen seiner Partei, die knapp ausgegangene Mitgliederbefragung und andere die deutschen Liberalen betreffende Ereignisse ein. Die deutschen Bauern haben für diesen Montag zu einem „Generalstreik“ aufgerufen. Mit dem Pressesprecher der bundesdeutschen Nationalen Anti-EEG-Bewegung Stromverbraucherschutz, Prof. Dr. Ing. Hans-Günter Appel, unterhalten wir uns über die Frage: Killt der Solarwahn die Landwirtschaft? Und Uwe Jochum kommentiert den Zustand des öffentlichen Raums in Deutschland.
-
Kontrafunk im Gespräch mit Erwin Rigo
Grundsatzfragen zur Bildung
-
Kontrafunk im Gespräch mit Gerhard Papke
Das Dreikönigstreffen der FDP
-
Kontrafunk aktuell im Gespräch mit Hans-Günter Appel
Die Auswirkungen des Solarausbaus auf die deutsche Landwirtschaft
-
Kontrafunk-Kommentar von Uwe Jochum
Die große Vernachlässigung
Wer in Deutschland an einen Bahnhof geht, wird dort die übliche öffentliche Tristesse finden: Die Wände der Unterführungen, die man für einen Wechsel der Bahnsteige benutzen muss, sind mit Graffiti beschmiert, es riecht nach Urin, die Bahnhofstoilette ist unbenutzbar, und die Bahnhofsgebäude haben schon bessere Zeiten gesehen. Wer in Kreuzlingen, der Schweizer Nachbarstadt von Konstanz, den Bahnhof besucht, wird dort keine Graffiti an den Wänden finden, es riecht nicht nach Urin, die öffentlichen Toiletten sind benutzbar, und das Gebäude wurde samt den Bahnsteigen erst vor wenigen Jahren komplett saniert. Und in der Unterführung, die man auch in Kreuzlingen für den Bahnsteigwechsel braucht, steht in der Weihnachtszeit ein geschmückter Tannenbaum, der von Holzskulpturen umstanden ist, die brennende Kerzen vorstellen. Kurzum: Ein deutscher Bahnhof wirkt vernachlässigt, ein schweizerischer Bahnhof gepflegt.
Wer sich in Deutschland Bilder oder Videos von Staatsempfängen anschaut, wird feststellen, dass die Uniformen der Spalier stehenden Soldaten, wenn es sich nicht gerade um Marinesoldaten oder bayerische Gebirgsschützen handelt, in ihrem Feldgrau mit grünem Barett unförmig wirken und die Soldaten stets so aussehen, als seien sie nur zufällig und gezwungenermaßen beim Staatsakt anwesend. Wer sich dagegen Bilder und Videos französischer, niederländischer oder britischer Staatsempfänge anschaut, wird feststellen, dass dort nicht nur die Uniformen gut aussehen und perfekt sitzen, sondern das gesamte Zeremoniell den Stolz auf die eigene Geschichte und Kultur atmet und ebendieser Stolz dem Staatsgast auch vermittelt und in den Medien gezeigt wird. Wer endlich sich die Mühe macht, die Reden unserer Minister anzuschauen, die von den ministeriellen Marketingabteilungen ins Internet gestellt werden, der wird eine merkwürdige Vorliebe fürs Hemdsärmelige und Aufgeknöpfte bemerken.
Offenbar meint man und meint es besonders im Ministerium Habecks, dass Bürgernähe so etwas wie ein medienvermitteltes Plaudern im Privaten sei, bei dem man Anzug und Krawatte ablegen kann und sich auch nicht rasiert haben muss. Ich habe mir die Mühe gemacht, das einmal auszuzählen: Von den 31 Videobotschaften, die Habeck seit Ende August 2023 über sein Ministerium verbreiten ließ, zeigen 20 Videos einen hemdsärmeligen, krawattenlosen und mindestens dreitagebärtigen Minister. Was immer uns Habeck mit dieser Selbstinszenierung sagen möchte, sie ist weit entfernt vom selbstsicheren und formvollendeten Auftritt seiner französischen, italienischen oder britischen Ministerkollegen. Dort weiß man offensichtlich noch sehr gut, was es bedeutet, ein öffentliches Amt zu bekleiden: Es bedeutet, die ästhetische Form auszufüllen, die das Amt verlangt. Hierzulande weiß man das offenbar nicht und geriert sich als eine Art ministerieller Privatmann, der am liebsten in Hausschuhen und unrasiert vor die Öffentlichkeit tritt. Was unter dem Aspekt der ästhetischen Form nur dann einen Sinn machen würde, wenn man zugleich erwartet, dass das deutsche Publikum dem Minister unrasiert und in Hausschuhen zuschaut.
Mit anderen Worten: In Deutschland hat man die politische Ästhetik abgeschafft, deren Aufgabe darin läge, die Identität des Staates in einem gepflegten öffentlichen Raum, in den Uniformen von Polizisten und Soldaten, aber auch im formvollendeten Auftritt der politischen Repräsentanten zum Ausdruck zu bringen. Und das wiederum heißt: Dieser Staat möchte nicht und kann nicht Politik machen, weder eine nationale noch eine internationale; er hat Politik ersetzt durch hemdsärmelige Aktionen, die ausagiert werden, als sei man überall unter Freunden oder jedenfalls unter Gleichgesinnten, müsse sich also keinen Zwang auferlegen und könne auch durchaus etwas schlampig daherkommen, solange man nur die rechte Gesinnung zur Schau trägt.
Der Literaturwissenschaftler Karlheinz Bohrer hat diese Zustände bereits im Jahre 1990 in einer damals aufsehenerregenden Artikelreihe in der Zeitschrift „Merkur“ beschrieben und kritisiert. Das Wort, das er damals fand, um das alles auf den Begriff zu bringen, lautete: „Provinzialismus“. Ein Vierteljahrhundert später müssen wir sehen, wohin uns dieser deutsche Provinzialismus geführt hat. Wir müssen erkennen, dass der seither vorangeschrittene Abbau der Staatsästhetik nur der sichtbare Ausdruck einer voranschreitenden Vernachlässigung des öffentlichen Raums als eines allen gemeinsamen Raumes ist, in dem wir uns und unsere Werte und unsere Ästhetik und unsere Sprache wiederfinden können. Und wir müssen erkennen, dass die Vernachlässigung des öffentlichen Raumes und der Staatsästhetik längst zu einem Auseinanderfallen dieses öffentlichen Raumes geführt hat. Wer bisher voller Illusionen meinte, er werde sich in diesem Raum alsbald völlig ungezwungen bewegen können, kann seit einiger Zeit die Erfahrung machen, dass er in dem vernachlässigten, verschlampten und formlosen Raum auch schutzlos ist.
Sponsor dieser Sendung:
Winckelmann Gruppe
Gesundheit und erfüllter Alltag! – Intelligent verknüpfte Leistungen rund um Gesundheit und Pflege. Hilfestellungen, die Ihr Leben oder das eines lieben Menschen täglich ein bisschen einfacher machen. Immer ganz nah am Menschen.
Der FDP-Typ aus NRW hat den Schuss offenbar nicht gehört. Genauso wie der Moderator?
Es ist völlig müßig, hier darüber zu diskutieren, was die FDP hätte tun müssen, pi-pa-po. Der Punkt ist doch, dass diese Marionetten keine Wahl haben - sie entscheiden NICHTS. Sie KÖNNEN nicht handeln wie es vernünftig oder ehrlich wäre. Wie keiner von diesen Hampelmännern. Dazu wurden sie installiert. Das Ende stand von Anfang an fest. Wer das nicht kapiert hat, sorry...
alles nur so glänzt. Von dem Herrn Habeck(messer) gibt es Bilder, werter Herr
Jochum, da muß man sich nur noch eine Flasche hinzudenken, und der Eindruck
ist perfekt. Trotzdem, ich muß es gestehen, im Zweifelsfall wäre mir ein etwas
nachlässig daherkommender Politikertyp, der einen guten, also amtseidaffinen
Job macht, zehnmal lieber, als diese perfekt ausstaffierten Gernegröße. Aber
unser immer mal wieder so schlampert daherkommende Zernichtungsmin ister
erlaubt sich seine Späßchen auch nur (wenigstens glaubt er, das zu können), weil
er genau die verachtet, deren Wohl ihm eigentlich eine Herzensangelenh eit sein
müßten. Um diesen Jemand jetzt aber nur nicht allzu hoch zu hängen, mutatis
mutandis ist er in seinem Milieu auch nicht mehr als ein kleiner jämmerlicher pars
pro toto.
als ihre Böden landwirtschaftl ich zu nutzen und Schweine und Kühe halten.
Wer bezahlt den Rückbau der Betonfundamente für die Windräder, die riesigen
Betonklötze im Boden wieder zu beseitigen und die asphaltierten Zugangsstraßen
zurückzubauen?
Ständig haben die Gegner von der Nutzung der Atomkraft wegen der Kosten bzw.
wegen der fehlenden Endlagerstätten protestiert. Wo sind die Endlager und die
Rückbauvorso rge für die Windräder selber und deren Fundamente?
Und wenn unvermeidlich, wer bezahlt diese Maßnahmen?
Der Bauer, der die Windräder bestellt hat?
Die Firmen, welche die Windräder aufgebaut haben?
Oder am Ende wieder der Steuerzahler? Welche die teuren Strompreise bezahlt haben,
und die Verursacher ihre Gewinne behalten?
Einige rücken die Bauern auch gleich gern in die rechte Ecke. Das ist ja ein beliebtes Mittel, sich nicht auseinander setzten zu müssen. Ich vermute mal, diese wissen nicht, wie es ist, noch halb in der Nacht aufzustehen und wochenlang durchzuarbeiten , damit Essen auf dem Tisch steht
Vielleicht muss in der Ukraine mal ein Jahr die Ernte ausfallen, oder Lieferketten zusammenbrechen , damit die Menschen wieder eine Ahnung bekommen, was dann passiert. Es scheint erst so kommen zu müssen. Damit Neubewertung erfolgt.
Melde Dich zum Kommentieren im Login-Bereich an, um kommentieren zu können.