Kontrafunk aktuell vom 26. Dezember 2023
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Am 26. Dezember setzen wir unsere Reihe über Migration fort. Schwerpunktmäßig blicken wir diesmal auf Österreich. Moderator Gernot Danowski hat dazu die Historikerin und Publizistin Gudula Walterskirchen zu Gast. Der Pfarrer Jürgen Fliege erklärt anlässlich des Weihnachtsfestes, warum das Zurückgehen in die eigene Kindheit an Weihnachten etwas Wichtiges, Natürliches und Notwendiges ist. Wie es ist, mit einer großen Familie zu feiern, und was uns die Familie überhaupt bedeutet, besprechen wir mit Alexander von Bismarck Döbbelin. Und: Alle sprechen über Jesus, aber was ist eigentlich mit Maria? Dieses Thema nimmt sich Cora Stephan in Ihrem Kommentar zum heutigen Feiertag vor.
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Kontrafunk im Gespräch mit Gudula Walterskirchen
Migrations-Reihe: Österreich
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Kontrafunk im Gespräch mit Jürgen Fliege
Weihnachten zurück in die Kindheit. Warum tut uns das so gut?
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Kontrafunk aktuell im Gespräch mit Alexander von Bismarck
Familie und andere Unwägbarkeiten
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Kontrafunk-Kommentar von Cora Stephan
Aber was ist mit Maria?
Die niedlichen Krippen, die um Weihnachten aufgestellt werden, zeigen ein Bild, das viele heute nicht mehr als zeitgemäß erachten, ja geradezu als reaktionär und obszön empfinden: Vater, Mutter, Kind. Um Himmelswillen! Doch vielleicht ist das alles viel zeitgemäßer, als man so denkt. Denn der Vater ist nicht der Vater. Und die Mutter eigentlich auch keine richtige Frau, sondern ein Gefäß. Und welches Geschlecht der Heilige Geist hat, wissen wir nicht. Kaum etwas könnte diverser, vielfältiger und fluider sein als Maria und Joseph an der Krippe, in dem das Jesuskind liegt.
Also Maria als Schirmherrin aller Leihmütter – das wäre doch was! Oder als Schutzengel aller Transfrauen, der Heilige Geist kriegt das schon hin. Wer ganz und gar entbehrlich zu sein scheint, ist Joseph. Kirchenvater Augustinus (4. Jahrhundert n. Chr) deklarierte: „Virgo concepit, miramini: virgo peperit, plus miramini: post partum, virgo permansit.“ „Die Jungfrau empfing; staunt: Die Jungfrau gebar; staunt noch mehr: Auch nach der Geburt blieb sie Jungfrau.“ Und Papst Siricus postulierte im Jahre 392: „Jesus hätte sich nicht die Geburt aus einer Jungfrau gewählt, wenn er sie als so wenig enthaltsam hätte betrachten müssen, dass sie jene Geburtsstätte des Leibes des Herrn, jene Halle des ewigen Königs, durch menschliche Begattung entweihe.“
Somit wäre Maria vortrefflich geeignet als Beschützerin aller Frauen, die außerehelich oder ehebrecherisch ein Kind empfangen haben. Seht her, hätten die Frauen sagen können, wir haben es nicht zum Allerletzten kommen lassen, wir waren und sind Jungfrauen, auch noch nach der Geburt, der Heilige Geist war’s, Maria sei unsere Zeugin! Doch womöglich haben die Kirchenväter solch weibliche List intuitiv vorhergesehen und ihr einen Riegel vorgeschoben: Im 19. Jahrhundert genügte es nicht mehr, dass Maria vor, während und danach Jungfrau war, sondern sie selbst musste bereits unbefleckt empfangen worden sein. 1854 verkündete die römisch-katholische Kirche das Dogma von der unbefleckten Empfängnis Mariens. Das bezieht sich nicht auf die Empfängnis Jesu, sondern auf die seiner Mutter, die auf natürliche Weise von ihren Eltern gezeugt, empfangen und geboren wurde, dabei aber als einziger Mensch von der Erbsünde frei war. Gott habe Maria vom ersten Augenblick ihres Daseins an vor der Sünde bewahrt, weil sie die Mutter Gottes werden sollte.
Und so donnerte es von der Kanzel: „Zur Ehre der Heiligen und ungeteilten Dreifaltigkeit, zur Zierde und Verherrlichung der jungfräulichen Gottesgebärerin, zur Erhöhung des katholischen Glaubens und zum Wachstum der christlichen Religion (…) verkünden und bestimmen wir (…): Die Lehre, dass die seligste Jungfrau Maria im ersten Augenblick ihrer Empfängnis (…) von jedem Fehl der Erbsünde rein bewahrt blieb, ist von Gott geoffenbart und deshalb von allen Gläubigen fest und standhaft zu glauben.“ Wer‘s nicht tut, wird exkommuniziert. Das war ein geschickter Schachzug der Kirchenmänner. Wie nur sollten andere Frauen jetzt noch beweisen können, dass sie ebenfalls von der Erbsünde frei sind? So wurde Maria zum unerreichten Ideal (von wem auch immer): unbefleckt von allem und jedem. Das Konzil von Ephesos im 5. Jahrhundert beschloss, dass Maria eine „Immerjungfrau“ gewesen sei, obzwar Jesus Geschwister hatte. Macht nichts, das waren dann eben die Kinder von Joseph.
Das Bild von Maria als der idealen Frau, wie es Männer verbreiteten, erwies sich als eine schwere Bürde – für die Frauen, natürlich, ausschließlich. Nun hatte sich jede gläubige Frau zu bemühen, so keusch, gehorsam und demütig wie Maria zu sein. Der vom Heiligen Geist gehörnte Joseph aber blieb unbehelligt, ein armer Kerl, der mit so viel Göttlichem nicht mithalten konnte. Eine Frau, die Maria zum Vorbild hatte, musste konsequenterweise ins Kloster gehen, auch wenn sie dadurch von der Erbsünde nicht frei wurde. Doch war man im Kloster wenigstens frei von eifernden Männern, die offenbar alle Frauen verachten mussten, die nicht dem Maria-Ideal entsprachen, weshalb sie sich deren nur mit äußerster Abscheu bedienten. Das ist die düstere Kehrseite des Marien-Ideals, Frauen mussten sich seither entscheiden, ob sie Heilige oder Hure sein wollte. Und so kamen das Patriarchat und der Feminismus in die Welt, und unter beidem leiden wir Frauen noch immer.
Vielleicht duesmal dauerhaft.
Einen guten Rutsch!
Grüße aus China
Ansonsten genieße ich die Sendungen des Kontrafunks und bedanke mich beim ganzen Team recht herzlich!
Ein Höhepunkt zum Thema Migration und Asyl hier beim KF war das Gespräch,
das Philipp Gut mit Martina Bircher führte [20. Nov. 2023, "Schweizerzeit: Das
Totalversagen der Asylpolitik"]
Herrn von Bismarck Döbbelin habe ich schon des Öfteren zugehört. Guter, konservativer, aber trotzdem modern und recht frei denkender Mann, wie mir scheint.
Pfarrer Fliege sprach hier soweit auch viel Gutes.
Jedoch eine wichtige Korrektur, Herr Fliege:
Die ersten drei Menschenjahre sind gewiss NICHT dazu da, um „Liebe zu lernen“ – es gibt nämlich viele Irrwege, die als „Liebe“ deklariert werden – sondern zunächst dazu da, um sichere Bindungen(!) zu erfahren, ganz, ganz wichtig(!).
Siehe dazu bitte E. Fromm 1956, unbedingt Bowlby/Ainsworth, und auch(!) die Theory of Mind, s. z. B. Fonagy/Euler.
Zu Frau Stephans sehr geistreichem, aber in Teilen sehr polarisierendem Kommentar merke ich mal augenzwinkernd Franziskanerpat er Paulus Maria Tautz als krassen Kontrast dazu an – dessen „Erfolgrei ch mit der Josef-Strategie“.
Aber VOOOORSICHT: Sehr männlich ;-) und trotzdem durchaus mal sehens- bzw. hörenswert (z. B. https://www.youtube.com/watch?v=sJt1NMRlj2I).
Knatsch zwischen erwachsenen Töchtern und deren Müttern gibt es viel - da ist die Bindung zum Sohn / Mutter herzlicher, die Töchter orientieren sich mehr am Vater. Wird an der Anspruchshaltun g zwischen Elternteil und Kind liegen.
Aus beruflicher Erfahrung kann ich Ihnen sagen, wir haben nicht selten Fälle, in denen Kinder bloß deswegen zur Welt kommen, weil Kindesmutter oder Kindesvater damit die Ehe retten wollen ...
Als gesunde Entwicklung kann grob bezeichnet werden, wenn das Kind eine sog. sichere Bindung (Bindungstyp B) an die Mutter entwickelt, und im Laufe der Zeit der Kindesvater diese sog. Dyade (die "Mutter-Kind-Zweiheit") auflöst, das wird dann als Triangulierung genannt. D. h. der Vater "zeigt" dem Kind damit, dass es sich allmählich mit fortentwickelnd em Selbstvertrauen von der Mutter zur "Welt hin" lösen kann, ohne dass die Bindungssicherh eit zu ihr gefährdet ist, also keine Angst beim Ablösen entsteht.
Wenn das innerhalb der ersten drei, vier Lebensjahre des Kindes gut läuft, und das Kind immer wieder merkt, dass seine Eltern weiterhin verzuglos seine kindlichen Signale mit größter Aufmerksamkeit wahrnehmen, seine Signale aus seiner Perspektive richtig deuten, und, seinen Bedürfnissen angemessen, auf seine Signale reagieren (alles nach M. D. S. Ainsworth), dann ist die Kuh für diesen Lebensabschnitt meistens schon ziemlich gut vom Eis.
Was NICHT heißen soll, dass dann nix mehr schiefgehen kann! Da gebe ich Ihnen ja gerne Recht! Und zwar sehr. :-)
"Tldr": Je schlechter das früh erlebte Bindungsverhalt en, desto eher schwindet die Aussicht, sich und andere gesund lieben zu lernen.
Selbst wenn jemand keinen Wert auf den Erhalt der eigenen Kultur legt, müsste doch eigentlich jedem klar sein, dass ein Sozialstaat de facto abgeschafft wird, sobald unbegrenzt und ohne Gegenleistung Bezieher in die Versicherungen neu aufgenommen werden müssen.
Aber genau diese Vermischung beider Ebenen wurde in der gesellschaftlic hen Diskussion von Anfang an vorgenommen. Das war m. E. Strategie, weil man so die legitime Kritik von Anfang an in eine Schmuddelecke schubsen konnte.
Rüdiger Stobbe www.mediagnose.de www.fakten-energiewende.de
Warum?
Die Magyaren oder die Serben gehören doch auch zu Europa (komme bitte keiner auf die Schnapsidee, bei "Wikipedia" zu Orbán oder Vučić zu recherieren), die Polen auch, oder nicht?
DIE retten uns doch derzeit - zumindest in einer speziellen, GANZ erheblichen Hinsicht - noch den Ar*lalalalala*.
Die eigentliche Seuche, das sind gewisse pseudochristlic he "Elite"-Zirkel in den USA, plus ihre infizierten Rückableger auf der Insel, na der (größeren) Insel, die von Frankreich aus gesehen bloß wenige Kilometer nördlich davon entfernt liegt.
Rüdiger Stobbe www,mediagnose.de www.fakten-energiewende
Wir hatten hier eine funktionierende Demokratie "vorgefunden" und wir haben sie nicht mal schätzen müssen.
Nun aber sind wir in unserer Generation aufgerufen, die Blindenführung zu erkennen und beängstigende Vorgänge klar und deutlich zu benennen. Ich könnte gar nicht anders, weil ich die Erfahrungen der Demokratie mit freier Wissenschaft und Kunst in voller Blüte haben durfte. Es ist doch geradezu eine Verpflichtung für meine Generation, nicht abzutauchen, sondern sich einzumischen. Das Pendel wird schlagen, wie es soll. WIr aber kennen noch Korrektur, Selbstkritik und Fehlerkultur.
Seit genau fünf Jahren schreibe die Kolumne ich wöchentlich die Kolumne "Woher kommt der Strom?" auf der Achse des Guten. Das Inhaltsverzeich nis aller Artikel seit 2019: https://www.stromdaten.info/woher-kommt-der-strom/ Das Ergebnis meiner 360 Analysen kurz zusammengefasst : Das mit der Energiewende kann meteorologisch-physikalisch nicht funktionieren. Es sei denn, Deutschland wünscht sich, ein Agrastaat zu werden. Morgenthau lässt grüßen.
Rüdiger Stobbe www.mediagnose.de www.fakten-energiewende.de
Rüdiger Stobbe
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