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    Dienstag, 27. Februar 2024, 5:05 Uhr
    Dienstag, 27. Februar 2024, 5:05 Uhr
    (Wdh.06:05, 07:05, 09:05, 12:05, 13:05, 18:05)

    Kontrafunk aktuell vom 27. Februar 2024

    Marcel Joppa im Gespräch mit Uwe Kammann, Carsten Drebenstedt und Harro von Senger – Kontrafunk-Kommentar: Alexander Meschnig
    • Für die deutsche Energiewende werden bestimmte Rohstoffe benötigt. Um welche es sich handelt, erklärt Dr. Carsten Drebenstedt, Professor für Bergbau-Tagebau an der TU Bergakademie Freiberg. Um die Hintergründe der chinesischen Wirtschaftsdynamik geht es in einem Gespräch mit dem Schweizer Sinologen Prof. Dr. Harro von Senger. Die deutliche Israel-Kritik der Kulturszene auf der Berlinale und einen möglicherweise verwurzelten Antisemitismus besprechen wir mit dem Medienkritiker und ehemaligen Direktor des Grimme-Instituts Uwe Kammann. In seinem Kommentar beschäftigt sich Alexander Meschnig schließlich mit dem Einfluss des Staates auf das Verhalten seiner Bürger und deren Lebensweise.

    • Kontrafunk im Gespräch mit Carsten Drebenstedt

      Energiewende: gibt es genug Rohstoffe?

    • Kontrafunk im Gespräch mit Harro von Senger

      China abseits ausgetretener Pfade

    • Kontrafunk aktuell im Gespräch mit Uwe Kammann

      Berlinale

    • Kontrafunk-Kommentar von Alexander Meschnig

      Die Zweite Reeducation

      Die Einflussnahme des modernen Staates auf das Verhalten seiner Bürger hat eine lange Tradition. Man denke an die zahlreichen staatlichen Kampagnen, die zunächst auf die Lebensweise der unteren Schichten zielten: Gesundheitsinitiativen, staatliche Eingriffe in die Kindererziehung oder die Etablierung von verbindlichen Arbeitsnormen. Stand zu Beginn eine „Verbesserung“ des Sozialverhaltens der Arbeiter, ein Kreuzzug gegen allgemeine Laster wie Alkohol oder Müßiggang auf dem Programm, haben sich die westlichen Staaten seit den 60er-Jahren des 20. Jahrhunderts vor allem gegen Diskriminierung, die Förderung von Vielfalt und auf den Kampf gegen Vorurteile fokussiert. Dieses Programm der vor allem medialen Verhaltenslenkung erhält seine Wirkung und Legitimation in Deutschland über die Anknüpfung an den viel beschworenen „Kampf gegen rechts“. Deshalb müssen die Sozialbeziehungen der Menschen untereinander und auch die individuellen Meinungen ständig vom Staat und den Medien kontrolliert werden, da das eine – Vorurteile – schnell zum anderen – Faschismus, Rassismus – führe. Die permanente Anrufung einer „rechten Gefahr“, die Angst vor dem Faschismus oder eines drohenden Nazireiches, das angeblich in Deutschland kurz bevorsteht, ist zu einer Art von Tinnitus geworden.

      In der AfD hat man längst die neue NSDAP verortet, die Millionen von Migranten und aufrechten Bürgern „deportieren“ möchte, ein Begriff, der nicht zufällig an die Vernichtung der europäischen Juden erinnern soll. Deshalb haken sich alle guten Deutschen nun im nachgeholten Widerstand gegen eine Bedrohung von rechts unter, die in den schrecklichsten Farben gemalt wird. „Wehret den Anfängen“, so lautet die selbstverliebte Parole der Gratismutigen, die Hunderttausende auf die Straßen treibt. Es geht buchstäblich um alles. Daher kündigte der glücklose Vizekanzler Robert Habeck für dieses Jahr eine Entscheidung an, die größer sein wird als das Wahlergebnis einer Partei: „Es ist die Entscheidung, gelingt es, den Rechtsradikalismus, den Faschismus in Deutschland zurückzudrängen, in seine Schranken zu weisen.“ Eine Nummer kleiner geht es heute nicht mehr.

      Der amerikanische Politikwissenschaftler Paul Edward Gottfried verweist auf drei Strategien, mit denen heute versucht wird, Konsens in Fragen der politischen Korrektheit und des Kampfes gegen rechts herbeizuführen: Erstens die ständige Betonung des Maßes an Übereinstimmung in der Bevölkerung, die nur von wenigen Radikalen nicht geteilt wird. „Wir sind mehr“ soll diesen allgemeinen Konsens deutlich sichtbar machen. Denjenigen, die Einspruch gegen die suizidale Einwanderungs- und Wirtschaftspolitik der Ampel erheben, wird entweder vorgehalten, eine kleine Minderheit zu sein oder unnötige Ressentiments zu schüren, um am Ende dem Faschismus an die Macht zu verhelfen; zweitens die permanente Anrufung von Moral und gutem Gewissen („Aufstand der Anständigen)“, begleitet von einer Thematisierung eigener vergangener Verbrechen, („Nie wieder Faschismus“). Die tägliche Buße angesichts früherer Untaten erlaubt gleichzeitig eine Selbsterhöhung bei Abwertung der Uneinsichtigen; und drittens die Etikettierung abweichender Meinungen als „rechts.“ Rechts sein wird hier als eine Form von Krankheit deklariert, gefährlich wegen des Ansteckungsrisikos und deshalb zu isolieren, bis hin zum Aufruf zu Hass und Mord („Ganz Deutschland hasst die AfD“, „Nazis töten“).

      Wir erleben heute eine Moralisierung und Pädagogisierung der Politik und der Medien, eine zweite „Reeducation“ nach 1945, die die richtige Haltung zum zentralen Kriterium für die Unterscheidung von Freund und Feind, Hell- und Dunkeldeutschland, macht. Der Bürger ist nicht mehr länger ein Zoon politikon, sondern Gegenstand einer pädagogischen Intervention. Der heutige Staat, so Paul Gottfried, „arbeitet daran, eine multikulturelle Gesellschaft aufzubauen, die sich der ‚Verschiedenheit‘ verschrieben hat, indem er seine Bürger als Resozialisierungsobjekte betrachtet. Einige (Minderheiten) werden in ihrer Identität gefördert, (…) anderen (der Mehrheitsbevölkerung) wird nahegelegt, von ihren tradierten Identitäten, die ihnen als ablehnenswert dargestellt werden, Abstand zu nehmen." Wer das nicht tut, gilt im besten Fall als altmodisch, ängstlich oder autochthon, im schlimmsten Fall als Rechtspopulist, Rassist oder Faschist. Es ist davon auszugehen, siehe den grundgesetzwidrigen Vorstoß des Duos Faeser/Haldenwang, dass Sanktionen gegen unliebsame Meinungen zunehmen werden. Sperren in den sozialen Medien, gesellschaftliche Ächtung, berufliche Nachteile, mediale Shitstorms, hohe Haftstrafen wegen Gedankenverbrechen, die in keinem Verhältnis etwa zu Gewaltdelikten stehen, Kündigung von Bankkonten, verpflichtende Schulungen und Programme gegen Intoleranz und für Diversität etc.

      Natürlich ist der permanente „Kampf gegen rechts“ von Politik, Haltungsmedien und linker Zivilgesellschaft auch ein Versuch der Ablenkung von den realen Problemen einer Regierung, die es in zwei Jahren geschafft hat, Wirtschaft und Gesellschaft in Deutschland durch ihre ideologischen Programme sukzessive zu zerstören. Diese Entwicklung hat aber nicht in der Ampel ihren Ausgangspunkt, sondern sie ist das Vermächtnis Angela Merkels und eines bürgerlichen Milieus, das sich der medial ausgerufenen „großen Transformation“ unterworfen hat und sich dem Vorwurf „von rechts kontaminiert zu sein“ um jeden Preis entziehen will. Der aktuell beschworene „Kampf gegen rechts“ – und dazu gehört, alles was nicht dezidiert links ist – kann und wird sich aber rasch gegen CSU, CDU und FDP wenden. Am Ende wird der „Kampf gegen rechts“ paradoxerweise genau in die Zustände führen, die er zu bekämpfen vorgibt.

    Kommentare
    Yogi
    Wie kann man den Kommentar Von Alexander Meschnig als Skript erhalten?
    Kantapperkantapper
    Oben den ovalen "Kommentar"-Button oberhalb der Zeitleiste anklicken, dann wird der Sendungsabschni tt "Kommentar" und das Transkript unterhalb sichtbar. Von dort können Sie den Text doch per Maus und "copy&paste" in einen Texteditor einfügen und dann abspeichern.
    Kantapperkantapper
    Zu Herrn Meschnigs hervorragendem Kommentar, und dessen absolut(!) bemerkenswerten letzten Satz:
    Die immer rotgrünbrauner werdenden Kloakenmedien, dazu gehören entsetztlicherw eise auch weite Teile des ÖRR (v. a. die "tagesschau"!) haben es mittlerweile fertiggebracht, dass die Lüge, und nicht mehr die Wahrheit in den Köpfen der Menschen hängen bleibt.
    Und wer meint, immer und überall "Nazis" zu sehen ... ist nicht wahrscheinlich selbst der Nazi!

    Dazu zwei den KF-Hörern wahrscheinlich bekannte Zitate ...
    "Wenn der Faschismus wiederkehrt, wird er nicht sagen: ‹Ich bin der Faschismus›. Nein, er wird sagen: ‹Ich bin der Antifaschismus›." (I. Silone zugeschrieben)
    "manche meinen // lechts und rinks // kann man nicht // velwechsern. // werch ein illtum!" (aus "lichtung" v. E. Jandl)

    Die derzeitigen Auswüchse sieht man immer deutlicher.
    Faeser, Paus und Haldenwang zeigen, wohin die Reise geht.
    In den totalitären Staat.
    Von da aus ist es nur noch ein Katzensprung bis zum Faschismus.
    Nicht, weil alles immer mehr "Nazi" wird.
    Nein, die machen das allein deswegen, weil sie den Machterhalt ihrer Parteien mit allen Mitteln sichern wollen.
    Sie haben Angst um ihre Pfründe!
    Da können das Grundgesetz und die Menschenrechte ja ruhig mal in den Dreck gestampft werden.


    Kantapperkantapper
    streiche: wahrscheinlich
    setze: unwahrscheinlic h

    Pardon.

    Anton
    Was ist daran antisemitisch, wenn auf der Berlinale ein sofortiger Waffenstillstan d in Gaza gefordert wird? Welche Bedeutung hat bei einer derart weiten Auslegung noch das Wort antisemitisch? Auch die auf der Berlinale geäußerte Forderung "Stoppt den Genozid" ist als Aufforderung zu lesen, der Eilentscheidung des Internationalen Gerichtshofs (IGH) Folge zu leisten, in der es die Richter mit 15:2 Stimmen (einschließlich der Vorsitzenden aus den USA) als glaubhaft (plausibel) ansehen, dass Israel genozidale Akte in Gaza begeht. Offenbar war das Publikum auf der Berlinale gut darüber und die entsetzliche Lage in Gaza informiert, was Hr. Kammann zu bedauern scheint. Welchen Nachrichtenwert hat es, wenn ein ehemaliger Grimme-Direktor zu Protokoll gibt, dass er in dieser Frage dieselbe Meinung vertritt (oder glaubt vertreten zu müssen) wie die Bundesregierung ? In dieser Frage scheinen nur "ausgewogene" Meinungsäußerungen erlaubt zu sein. Doch wie weit in die Vergangenheit muss man in diesem Konflikt zurückgehen, um wirklich "ausgewogen" zu sein? Es ist doch völlig offensichtlich, dass die Haltung unseres Landes zu dieser Thematik aus nachvollziehbar en Gründen nicht ausgewogen, sondern einseitig ist. Beim ansonsten aus guten Gründen regierungskriti schen Kontrafunk und vielen seiner Hörer und Unterstützer scheint dies ganz besonders der Fall zu sein.
    Tierfreund_82
    Was soll daran nicht antisemitische sein, wenn der Terrorangriff vom 7.10.23 von den Protagonisten nicht erwähnt wird. Das nennt man mit zweierlei Maß messen und ist daher natürlich antisemitisch. Meinen Sie mit Genozid eigentlich die Vertreibung von knapp 1 Million Juden aus den arabischen Ländern? Das ist nämlich ein Genozid, übrigens sind auch andere Gruppen aus arabischen Ländern vertrieben worden, etwa die Christen. Es ist besser sich mit den Fakten zu beschäftigen als mit irgendwelchen instrumentalisi erten Institutionen.
    HZieme
    Betreffend den Nahen Osten bin ich nicht im Stande, mich mit Eifer auf eine der beiden Kriegsparteien zu stellen. Es ist einfach tieftraurig, was dort geschieht. Dazu kommt meine Grundskepsis gegenüber veröffentlicht en Nachrichten hinsichtlich Propaganda. Und jene, die Verständigung zwischen Juden und Arabern in Palästina wollen, haben längst einen schweren Stand.
    Kantapperkantapper
    Gute Worte. Bravo!
    Einzige Ergänzung meinerseits: Es ist nicht nur tieftraurig, es ist das schiere Grauen, spätestens seit dem 7. Oktober 2023.

    Piit
    Betreffend Berlinale Diskussion: Ich kann nur allen raten, sich ernsthaft mit der Situation in Gaza, der Geschichte in Palästina und der politischen Entwicklung zu beschäftigen. Es sollte uns bewusst sein, dass Propaganda von beiden Seiten betrieben wird. Vielleicht sollten wir auch lernen, zwischen öffentliche n Verlautbarungen und tatsächlichem Handeln zu unterscheiden. Zu bedenken ist auch, dass Opfer zu Tätern und umgekehrt werden können, was eine zutreffende Einteilung in gut und böse schwieriger macht. Schlussendlich kocht es runter auf die Frage: sollten für alle Menschen die gleichen Rechte und Pflichten gelten?

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